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Kultradio Förderband: Kultur auf 104,2 MHz

Die Vision eines ersten lokalen Schweizer Kulturradios gärte in der Kulturredaktion der Berner-Zeitung. Genauer: In den Köpfen der RedaktorInnen Luzia Stettler, Urs Schnell, Daniel Leutenegger und Beat Hugi. Am 31.12.1983 ging Radio Förderband als Engagement des Kulturvereins Förderband mit einer zuerst befristeten Konzession des Bundes als werbefinanziertes Kulturradio für die Region Bern auf Sendung. Das ging mit Höhen, Tiefen und dem zwischenzeitlichen Abgang im Unfrieden der drei PionierInnen Stettler, Leutenegger Hugi bis 2001 gut. Dann wurde aus dem Kulturradio Förderband das rein kommerzielle Radio BE1.

Beat Hugi war nach der Pioniertat im Kopf Mitglied der Geschäftsleitung des realen Radio Förderband. Daniel Leutenegger und er arbeiteten ebenso wie Luzia Stettler weiter als BZ-KulturredakteurInnen, Kollege Urs Schnell wechselte ganz zu Förderband. Stettler, Leutenegger und Hugi betreuten und bedienten – wie andere freie MitstreiterInnen auch – verschiedene Programmzeiten, Sendegefässe und Moderationen.

 

 

So lancierte Hugi zusammen mit Luzia Stettler am Samstagabend die Openend-Sendung «Fabularasa», in der sie abwechselnd mit Gästen aus dem Kulturbereich nächtelange Gespräche zu deren Musikwünschen führten. Schlicht legendär der Besuch des Berner Pfarrers, ehemaligen Gemeinderats und Autors Klaus Schädelin («Mein Name ist Eugen»). Er erzählte Hugi an zwei aufeinanderfolgenden Abenden von acht Uhr bis nach Mitternacht aus seinem prallvollen Leben. Geplant war eigentlich nur ein Abend. Schädelin aber kam am ersten Abend bis Mitternacht nur bis in die Hälfte seiner Themen. Ebenso einmalig der Besuch von Kultautor Michael Ende («Momo», «Die unendliche Geschichte») im kleinen Förderband-Studio. Monate später organisierte Hugi mit dem Kleintheater Luzern ein Gespräch zwischen Ende un dem renommierten Schweizer Wirtschaftswissenschafter Hans-Christoph Binswanger. Thema des Abends: Geld und Magie. Weitere «Fabularasa»-Gäste im Studio Förderband: Polo Hofer mit Erich von Däniken, Franz Hohler oder Peter Bichsel, der das Studio um 2 Uhr morgens verliess. Hugi fuhr ihn heim ins Solothurnische.

 

Apropos on air und audio: In den letzten Jahren produzierte Beat Hugi Musik-CDs bzw. ein Hörbuch mit: 2004 das Gotthelf-Hörbuch «Bitzius» mit Texten von Beat Sterchi, für die CD vertont von der Westschweizer Jazz-Band No square. Das Büchlein mit Fotos des Bieler Fotografen Rudolf Steiner wurde von pangi amsterdam gestaltet. Ebenso 2014 die CD «Aeschbacher feat.» von Örgeler Thomas Aeschbacher und 2018 die CD «Obsigänt – Schwyzerörgeli trifft Kirchenorgel feat. Kontrabass, Geige und Hackbrett» mit Musikerinnen und Musiker rund um Thomas Aeschbacher. Neue Audio-Projekte sind aktuell in Produktion, u.a. zwei Musik-CDs, die Teil des Örgelibuchs werden.

Bitteres Ende

Daniel Leutenegger schreibt auf seiner Website www.buero-dlb.ch (verflinkt) zum Schluss seines Engagements bei Radio Förderband: «Im September 1985 bin ich nach einem folgenschweren basisdemokratischen Entscheid des Vereins Förderband (Es ging an diesem alles entscheidenden Abend im Berner Restaurant «Innere Enge» um den letztlich mit 11 zu 10 Stimmen gutgeheissenen Einstieg von Roger Schawinskis Medienfirma, eine Judas-Million Schweizer Franken und – für die Pioniere entscheidend – die radikale Ausdünnung des Kulturprogramms. BH) als dessen Präsident und als Mitglied der Geschäftsleitung von Radio Förderband zurückgetreten. Die heute noch im Kulturjournalismus tätigen Beat Hugi (Förderband-Mitbegründer) und Luzia Stettler (das vierte Mitglied der Gründungsphase) – die beiden zeichneten u.a. für die legendäre samstägliche Open-end-Sendung «Fabularasa» verantwortlich – sowie weitere Mitglieder der ersten Stunde verliessen per sofort Verein und Radio. Wir realisierten nur noch jene Projekte und Programmteile, die wir zuvor schon versprochen hatten.»

Beat Hugi spielte nach dem bitteren Ende bei Radio Förderband mit der Idee, Teile des ursprünglichen Förderbands in Kassetten-Form als Abo anzubieten. Es blieb beim Versuch. Heute müsste man sich wohl über die Lancierung eines Internet-Radios unterhalten. Zusammen mit Luzia Stettler, heute Literaturredakteurin bei Radio SRF, gestaltete er für das damalige Radio DRS zwei Sendungen mit Förderband-Material zu Klaus Schädelin und Michael Ende. Gleiches gelang übrigens auch mit Tonmaterial aus Gesprächen mit Friedrich Dürrenmatt, die Hugi zusammen mit Luzia Stettler für die Berner Zeitung und Radio Förderband in Dürrenmatts Haus oberhalb von Neuenburg geführt hatte.


 

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